Wieder ist ein Molly-Jahr vergangen. Sie wärmt unser aller Herz, mit ihrem weichen Fell streichelt sie unsere Seele und ihr wacher Blick sieht Dinge, die wir noch nicht mal erahnen. Molly schlägt uns eine Brücke zur Natur, erhöht unsere Wahrnehmung für die mehr als menschliche Welt und schenkt uns damit Weisheit und Zuversicht. Mit ihren vier Jahren ist sie ruhiger geworden, beobachtet wohlwollend die Eichhörnchen in den Bäumen, anstatt zu denken, sie könnte ebenfalls gut klettern. Sie ist eine treue Begleiterin von Lotte, Kasimir und mir. Nie lässt sie uns aus den Augen. Sogar in der Nacht ist sie aufmerksam. In den stillen Stunden kurz vorm Einschlafen, wenn ich noch einmal meine Runde durch die Wohnung drehe, ist neuerdings ihr Körbchen häufiger leer. Dann liegt sie nicht unter dem Esstisch in Warteposition auf herunterfallende Essenreste, liegt nicht vor der Wohnungstür in Vorfreude auf einen Spaziergangs und schnüffelt auch nicht auf dem Balkon nach unvorhergesehen Katzenbesuch. Nein, dann befindet sie sich dort, an dem Ort, an den ich mittlerweile zu hoffen aufgegeben hatte: in Lottes Bett, zusammengerollt am Fußende. Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen, den ich bereits losgelassen hatte. Vielleicht hat genau das diese Nähe bewirkt. Wir wussten von Anfang an, dass Molly mit ihren besonderen Fähigkeiten auch nachts eine gute Begleiterin ins Land der Träume werden könnte. Aber weder Lotte noch Molly fanden diese Idee eine gute. Beide wehrten sich auf ihre Art und Weise. Lottes Hände schoben das fellige Tier freundlich und bestimmt aus ihrem Bett. Und auch Molly fand immer einen Grund, warum sie am kühlen Fenster und nicht im warmen Bett liegen wollte. Jetzt finde ich sie häufiger leise schnarchend auf Lottes Bett ruhen. Nach neunzehn Jahren häufen sich die Nächte, in denen Lotte seelenruhig durchschläft und nicht ununterbrochen nach mir ruft. Die dunkle Nacht macht ihr jetzt weniger Angst. Und was tagsüber alles möglich ist, wenn der Körper und Geist morgens voller Tatendrang erwacht? Molly und Lotte erkunden das Berliner Leben. Nicht nur Ausstellungen, sondern auch Konzerte, Theaterbesuche und Abendessen in Restaurants. Gemeinsame Wanderungen sind eine Wonne. Tramfahrten, S-Bahn und Busfahrten ein Klacks. Schwimmausflüge in Seen die Kür, auch Friseurbesuche und Impftermine gelingen. Wenn Molly dabei ist, schöpft Lotte Lebensmut. Gerade in Zeiten von social distancing und Abstandhalten. Molly darf immer umarmt und geküsst werden. Hurra!
Sogar die Beschwerlichkeit von langen Reisen nach Bayern minimiert sich, wenn Molly ihre feuchte Nase an Lotte drückt. Immer häufiger sucht Lottes Hand das weiche Fell. Und wenn Molly mal ausruhen muss, wie auf dem Foto im Görlitzer Park, dann weicht auch aus Lotte die Energie. Sie spüren den Zustand der jeweils anderen.
Auch ohne Worte verstehen beide, was die jeweils andere sagt. Wünsche können von den Lippen abgelesen und Aktivitäten umgesetzt werden. Gemeinsam macht eigentlich alles Spaß. Sogar die grellen Krakenarme in der Ausstellung von Kusama sind dann weniger bedrohlich. Ein Leben ohne Molly? Unmöglich! Unvorstellbar.
Vielen Dank an alle, die uns dieses Glück ermöglichen!
Wir bleiben glücklich.