Lotte liebt laut und ungehalten. Direkt. Mit stürmischen Umarmungen schmeißt sie sich um Mollys Hals. Molly kennt das knarzende Geräusch der sich behäbig öffnenden Aufzugstür. Dann springt sie die paar Stufen hinunter und auf Lottes Schoß, wenn Lotte ihr ein klopfendes Zeichen dafür gegeben hat. Sie küssen und lecken sich und lecken und küssen sich. Lotte jauchzt vor Freude. Sie schlingt ihre Arme um den Körper der kuscheligen Hündin. Auch an Weihnachten wurde Molly mit Lottes lauter Liebe verwöhnt. Sogar beim Singen in der Kirche rutschte Lotte immer wieder unter die Bank, um sich zu vergewissern, dass Molly bei dem Katzengejammer auch nicht die Flucht ergriffen hatte.

Kasimir liebt auch von ganzem Herzen. Seinen Computer. Die schulfreien Tage. Und Molly. Nach der Schule gibt es einen guten Grund, schnell nach Hause zu kommen. Er stürmt in die Wohnung und vergisst alles um sich herum. Zu zweit verbringen sie viele Nachmittage am Boden, auf dem Trampolin oder Molly neben der Badewanne, wenn Kasimir sich aufwärmen muss in dieser kalten Jahreszeit.

Und Molly liebt das Fressen, ihren Hundefreund Punktur aus dem Nachbarhaus. Und ihre neue Familie. Das hat sie nach Weihnachten ganz klar gezeigt. Denn als plötzlich nach all dem Trubel die stille Nacht in unserer Wohnung erklang - Lotte verbrachte Sylvester mit anderen Jugendlichen an der Müritz und Kasimir bei seinem Vater – da wollte unsere quirlige Hündin plötzlich nicht mehr aufstehen, nicht mehr fressen und auch nicht mehr mit dem Schwanz wedeln. „Das klingt merkwürdig für einen jungen Hund,“ sagte mir die Sprechstundenhilfe der Tierklinik in Tegel. „Kommen sie besser mal vorbei. Wir schauen, was mit ihrer Molly ist.“ Und was ihr wirklich fehlte, stellte sich ziemlich schnell heraus. Nichts Körperliches war festzustellen. Sondern etwas Emotionales: Molly vermisste Lotte und Kasimir. So sehr, dass sie sich einen ganzen Tag lang nicht mehr freuen konnte. Dieser stille Hundeblick biss sich fest in mein Herz. Ich krabbelte auf allen Vieren durch die Wohnung, wedelte mit Hundewurst und Hundeleine vor ihren Augen. Nichts half. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich Liebkosungen in ihr Ohr flüsterte und zärtliche Küsse auf ihren Kopf verteilte. Meine Molly, dachte ich. Mollys Herzschmerz konnte gestillt werden. Sie brauchte zwar ein paar Tage, aber dann sprang sie wieder fröhlich durch den Grunewald. Können Hunde auch lieben?

In großer Dankbarkeit und auf ein gutes und gesundes Jahr 2019! 

Lotte, Kasimir und Julia