Kerstin ist ein sehr aktiver Mensch, und zu vielen dieser Aktivitäten darf ich sie begleiten. Ich war schon mehrmals beim Basketballtraining dabei, aber das finde ich echt öde, weil ich ja nicht mitmachen darf. Ich habe es mir ein paar Mal angeschaut, aber 2–3 Stunden zugucken, während andere einem großen orangenen Ball hinterherrollen, ist so was von langweilig … Kerstin hat auch bald gemerkt, dass ich das doof finde, und so bin ich nun während der Trainingszeit meistens bei Oma und Opa im Haus nebenan und lasse mich verwöhnen. Da habe ich es echt gut, kann ich euch sagen, die machen auch tolle Hundespaziergänge mit mir. Kerstin vermisse ich dann gar nicht so, aber sie mich! Wenn sie dann wieder da ist, ist die Wiedersehensfreude sehr groß, und wir knuddeln uns ausgiebig gegenseitig.



Beim Shoppen bin ich dagegen immer dabei. Schuhe kaufen geht immer, sagt sie, und da gehe ich gern mit. Im Schuhgeschäft werde ich irgendwo „geparkt“, während sie sich umschaut. Ich komme auch mit in die Drogerie oder Apotheke, dort benehme ich mich stets tadellos, und zur Freude aller „Zuschauer“ hebe ich brav meine Leine auf, bevor wir den Laden verlassen. Vor Kurzem ist Kerstin bei Tchibo an der Kasse ein 1-Cent-Stück runtergefallen, ihr wisst ja, „Wer den Pfennig nicht ehrt ….“ Das Cent-Stück habe ich ruck, zuck vom glatten Boden wieder aufgehoben, zur Verblüffung der anderen



Kunden, die sich auch um den Cent bemühen wollten. Aber nix da, genau das ist ja mein Job! An diesem Samstag habe ich mit meinem tollen Verhalten den ganzen (vollen) Laden beeindruckt. Kerstin kann sich da wirklich auf mich verlassen. Zum Lebensmitteleinkauf nimmt Kerstin mich allerdings nicht mit. Sie sagt, sie habe dann einfach eine Hand zu wenig. Ich kann es ja verstehen, sie muss den Einkaufswagen schieben, den Rollstuhl antreiben, und wenn sie dann noch mich an der Leine hätte, während sie ihren Einkauf zusammensucht, wäre das wirklich zu viel.

Ich begleite sie auch gerne, wenn sie mit Freunden im Restaurant oder zum Kaffee verabredet ist. Ich bekomme immer einen Platz unter dem Tisch zugewiesen, und dort liege ich dann brav. Jedenfalls meistens … Doch nach einer halben Stunde wird es mir auch mal langweilig unter dem Tisch, sodass ich manchmal kurz gucken muss, was so los ist. Kerstin schickt mich dann wieder auf meinen zugewiesenen Platz, und ich muss doch noch dort ausharren. Ja, mache ich dann auch, muss ja.

Kerstin wohnt in einer tollen Gegend, mit einem Naturschutzgebiet in der Nähe. Dort machen wir richtig lange Spaziergänge durch die Heide oder die Höllenschlucht. Ich kann euch sagen, danach bin echt fertig, weil ich so viel gelaufen bin. Kerstin kommt dagegen immer ganz entspannt nach Hause, aber die muss ja auch nicht den ganzen Weg laufen, denke ich mir oft.



Ich habe tolle Hundefreunde hier auf der Ecke, und wir treffen uns oft mehrmals die Woche auf der Wiese. Meistens sind wir so 3–4 Hunde, und dann üben wir auch mal schwierige Sachen, zum Beispiel dass alle in einer Reihe liegen bleiben müssen, bis sie abgerufen werden. Finde ich schwer, aber mache ich natürlich. Wir waren auch schon mal so 10 Hunde auf der Wiese und sind herumgetobt. Das ist super, sage ich euch, weil wir uns alle gut verstehen. Ab und zu nimmt Kerstin dann die Hundepfeife und prüft, ob ich auch aus dem Rudel abrufbar bin – es klappt, wobei ich manchmal ein kleines bisschen länger brauche … Aber spätestens nach einer Minute bin ich bei ihr, auch wenn wir gerade am anderen Ende der Wiese spielen. Kerstin freut sich jedes Mal total, wenn ich mit wehenden Ohren über die Wiese zu ihr laufe.



Kerstin ist – leider, wenn ihr mich fragt – ein kunstinteressierter Mensch. Auch das ist öde, wenn ich zum Bildergucken in die Hamburger Kunsthalle oder in die Galerie der Gegenwart in Hamburg mitmuss. Ab und zu schleppt sie mich auch ins Haus der Photographie. Langweilig, kann ich euch sagen, aber ich nehme das hin. „Dabei sein ist schließlich alles“, das gilt auch für Hunde, und zumindest keksmäßig wird meine Ausdauer beim Bildergucken belohnt.



Demnächst will Kerstin mit mir in die Emil-Nolde-Ausstellung im Bucerius-Kunstforum. Dort kennen sie mich noch nicht, und ich kann jetzt auch nicht sagen, dass ich mich darauf freuen würde, abgesehen davon, dass ich immer sehr gern an Kerstins Seite bin.

Der Umwelt und dem Klima zuliebe ist Kerstin bemüht, auch öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen und nicht immer überall mit dem Auto hinzufahren. Zug fahren finde ich auch ganz ok. Da wir uns häufig gemeinsam mit einigen Kinderwagen in Mehrzweckabteilen tummeln, schickt Kerstin mich dann oft mit dem Kommando „Rolli in“ unter den Rollstuhl. Wenn ich Glück habe, lässt sie mir etwas Platz zwischen ihren Füßen und ich kann meine Schnauze auf dem Fußbrett parken. Vor 2 Wochen ist Kerstin das erste Mal wieder in Plau am See zum Segeln gewesen. 13 Monate nach dem schrecklichen Unfall mit meinem Vorgänger. Sie hat es geschafft, wieder ins Boot zu steigen, und ich habe mir die ganze Sache mal angeschaut. Auf dem Bootssteg sollte ich dann auch mal fest an einem Tampen ziehen, denn ich soll sie ja beim Segeln in Zukunft etwas unterstützen. Darauf bin ich schon sehr gespannt.



Abschließend kann ich sagen, dass ich es bei Kerstin wirklich gut getroffen habe und wir uns prima ergänzen. Ich fühle mich sehr wohl bei ihr und bin schon gespannt, welche Abwechslungen sie mir in meinem Hundeleben noch bieten wird. Langweilig wird es hier nie, vom Bildergucken mal abgesehen … 

Euer Karlsson mit Kerstin 

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